Mittwoch, 26. November 2014
16_Shanghai 04.11. - 26.11.2014
Die Zeit scheint zu fliegen – mein Bergfest ist schon vorüber! Noch einmal das Ganze und ihr habt mich wieder! :D

Nachdem wir also in den ersten Novemberwochen alle unsere Winterjacken herausgeholt haben, sind sie nun wieder im Schrank verschwunden – es ist wieder wärmer in Shanghai. Gefühlt ist es Ende September und wenn ich höre, dass in Deutschland derzeit die Weihnachtsbeleuchtung angebracht wird, verwirrt mich das total. Während also die Bäume in Deutschland schon keine Blätter mehr haben, sieht man hier lediglich ein paar Ahorn-Bäume, deren Blätter inzwischen etwas herbstlich gefärbt sind. Der rasche Wetterumschwung scheint aber seine Folgen zu hinterlassen: Pünktlich zu unseren Midterm-Klausuren waren die meisten von uns krank – auch ich!


Ende November in Shanghai

Die Midterms fanden vom 17.-19.11. statt, sprich: 3 Tage, 5 Klausuren; Extensives Lesen, Intensives Lesen, Schreiben, Hörverständnis und eine Mündliche. Die Klausuren sahen je nach Fach sehr unterschiedlich aus. So bestand beispielweise die Klausur in Extensivem Lesen vor allem aus Zeitungsartikeln, zu denen wir inhaltliche Fragen, aber auch Fragen zu einzelnen Vokabeln beantworten sollten; die Klausur in Intensivem Lesen bestand vor allem aus Vokabel- sowie Grammatikfragen; und in Hörverständnis wurden uns bekannte und unbekannte Texte vorgespielt, zu denen wir im Anschluss Fragen beantworten mussten. Mit dem Abschluss dieser Klausuren wurden wir alle automatisch ein Level höher gestuft, der Unterricht dazu begann bereits am nächsten Tag.

Ansonsten darf natürlich nicht vergessen werden, vom 11.11. in China zu berichten. Nein, nicht der Beginn der Faschings-Zeit, sondern Taobao-Tag!!!! Taobao ist DER chinesische Online-Shop, praktisch die chinesische Mischung aus Amazon, Zalando, Otto und wie sie alle heißen. Von Kleidung, Schals, Handtaschen und Accessoires über Möbel, elektronische Geräte und Haushaltswaren bis hin zu Lebensmitteln, Urlauben, Haustieren und Blind Dates ist dort alles zu finden! - und am 11.11. eines jeden Jahres gibt es auf die meisten Dinge einen großen Preisnachlass. Selbst in den Nachrichten wird darüber berichtet. Zum Glück hat meine Mitbewohnerin dort auch ein Konto und hat für uns drei bestellt! Da konnten definitiv ein paar Schnäppchen geschlagen werden!


Und so sieht es dann aus, wenn die ganzen Pakete der Studenten bei den Wohnheimen ankommen!

Letzten Donnerstag bin ich zudem mit zwei Kommilitoninnen in den Century Park (世纪公园 shiji gongyuan) gefahren. Der Century Park liegt im Stadtteil Pudong und ist der größte Shanghais. Der Park an sich ist wirklich ganz nett, vor allem um die letzten wärmeren Tage auf einer der Grünflächen am See zu genießen. Wir sind jedoch hauptsächlich wegen der großen gelben Ente gekommen, die bis zum letzten Wochenende hier zu Besuch war. Vor 1-2 Jahren habe ich das erste Mal von der großen gelben Ente des niederländischen Künstlers Florentijn Hofmann gehört und kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mich gefragt habe, warum die Menschen denn bitte scharenweise herbeiströmen würden, nur um eine große gelbe Ente zu sehen. Und jetzt bin ich eine von ihnen! Haha! Naja, ihr Ziel ist es Freude um die Welt zu bringen und die ist am Donnerstag auf jeden Fall bei uns angekommen! Es war ein schöner Nachmittag. :-) Gute Reise, Ente, dein Weg um die Welt geht nun weiter!

In China scheint die Ente jedoch zudem eine weitere Bedeutung zu haben: http://www.20min.ch/ausland/news/story/Wenn-China-die--grosse-gelbe-Ente--zensiert-19989740


Century Park :)


Das Entchen und ich


Rubber Duuuck


Das war ein schöner Tag - die Freude ist angekommen! :)


Jaaa, auch Geld wird mit der Ente verdient!

Abends sind wir dann noch in den Bazar am Yu-Garten gegangen. Ich bin gerne dort, wenn es dunkel ist. Gegen frühen Abend sind die großen Menschenmassen verschwunden und nur noch vergleichsweise wenige Menschen schlängeln sich durch die engen, verwinkelten Gassen. Es ist dann um einiges ruhiger und ich finde es immer schön, wenn die Häuser abends beleuchtet sind.


Bazar am Yu-Garten mit Beleuchtung :)

Nachdem unser geplanter Ausflug zum Hafen letzten Samstag leider verschoben werden musste, hat mir meine österreichische Kommilitonin den Abend mit einem Cocktail am Bund gerettet. Das Wetter hat sogar so gut mitgespielt, dass wir draußen auf der Terrasse sitzen und den Blick auf die Skyline genießen konnte, wie schön!! :-)


Cocktails mit Blick auf die Shanghaier Skyline

Heute gibt es zum Abschluss ein paar Fotos von Getränken, die in China, zumindest in Shanghai, sehr populär sind. An jeder Straßenecke ist im Prinzip ein Getränkelädchen zu finden, in dem größtenteils Tee (aber auch Kaffee oder ähnliches) zum mitnehmen verkauft wird. Es werden dort die verschiedensten Geschmacksrichtungen angeboten, das populärste Produkt ist aber wahrscheinlich Milchtee. Jeder Tee kann mit oder ohne Bubbles, heiß oder kalt bestellt werden und kostet umgerechnet zwischen 1€ und 2€!


Coco - dort kaufen wir meistens unsere Getränke


Milchtee


Zitronentee

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Dienstag, 11. November 2014
15_Thames Town 08.11.2014
Am Samstag entschieden 2 Kommilitonen und ich, spontan nach Thames Town (泰晤士小镇 taiwushixiaozhen) zu fahren. Thames Town ist eine kleine Stadt, die etwa 30km vom Stadtzentrum Shanghais entfernt ist. Sie wurde 2006 errichtet und nach der Themse in England benannt. Das Besondere an der Stadt ist, dass sie eine Imitation einer britischen Kleinstadt ist – britische (europäische) Gebäude, die berühmten roten Telefonzellen, britische Mülleimer, Ampeln, Pubs, ja sogar Fish and Chips gibt es dort!

Es war lustig – wir haben die Stadt betreten und uns gleich ein bisschen wie zuhause gefühlt. Merkwürdig war allerdings das Gefühl, dass die Stadt einer Geisterstadt glich; es waren kaum Menschen auf der Straße, und wenn, dann gehörten sie zu Fotografen-Teams, die (Braut-) Paare fotografierten. Die Stadt scheint hauptsächlich für die perfekten Hochzeitsfotos genutzt zu werden; jedes zweite Geschäft war entweder ein Brautmodengeschäft oder ein Fotostudio. Einen kleinen Einfluss auf die nicht vorhandenen Menschen kann jedoch auch das typisch britische (regnerische) Wetter gehabt haben. Ich weiß es nicht – lustig war der Besuch in England jedoch allemal!


Thames Town


Moderner Teil des Städtchens


Die Kirche in Thames Town - eine Kopie der Christ Church in Clifton, Bristol, England


Menschenleere Gassen in Thames Town..


.. bei typisch-britischem Wetter.




Die Telefonzelle darf natürlich auch nicht fehlen!

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Dienstag, 4. November 2014
14_Shanghai 1.10. - 4.11.2014
Und schon ist November…! Ich kann es kaum glauben!

Ob ich das Leben in Shanghai noch immer mag? Definitiv JA. Könnte ich mir vorstellen noch einige Jahre hier zu leben? Eventuell – wäre da nicht dieser eine Haken: der Smog. Meine Mitbewohnerinnen meinten zwar, man gewöhne sich nach einer gewissen Zeit daran, die Frage ist nur: Möchte ich mich überhaupt daran gewöhnen? Lieber nicht. Während ich in Deutschland jeden Morgen das Wetter via Wetter-App beurteile, ist das in Shanghai kaum möglich. Das ist meistens sehr enttäuschend, da es viel zu oft vorkommt, dass für Shanghai wolkenloser Himmel vorhergesagt wird, der „Blaue Himmel“ jedoch von einer dicken „Wolkenschicht“ verdeckt ist. Deshalb schaue ich nun jeden Morgen die Luftqualität bei Air Quality Index China nach. Dort kann nachgeschaut werden, von welchen Schadstoffen die Luft wie stark belastet ist. Dabei wird die Luftqualität in fünf Belastungsstufen eingeteilt:
AQI 0 – 50 = Good (grün)
AQI 51 – 100 = Moderate (gelb)
AQI 101 – 150 = Unhealthy for Sensitive Groups (orange)
AQI 151 – 200 = Unhealthy (rot)
AQI 201 – 300 = Very unhealthy (lila)
AQI 300 + = Hazardous (dunkelrot)
In den letzten Wochen lag der Wert der Luftqualität in Shanghai geschätzt immer zwischen 50 und 175, an einem Tag erreichte er jedoch auch schon 237 und in Peking ist die Belastung meistens noch um einiges höher. Im Vergleich: Jedes Mal, wenn ich den Wert für Oldenburg in den letzten Wochen nachgeschaut habe, lag der Wert bei etwa 30. (Wer sich dafür interessiert, der Link zu der Seite ist: http://aqicn.org/ ) Zum Vergleich habe ich an zwei verschiedenen Tagen an etwa derselben Stellen zur etwa gleichen Zeit Fotos von der Shanghaier Skyline geschossen:


Die Shanghaier Skyline ohne...


... und mit Smog

Aber nicht nur der Smog, sondern auch das Wetter an sich erschöpft mich. In den letzten Tagen wusste ich nie so recht, was kleidungstechnisch am geschicktesten ist. Hat man den einen Tag noch in Sommerkleidung geschwitzt, konnte es sein, dass am nächsten Tag lange Hose und Strickjacke zu kalt waren. In Shanghai gibt es einen vergleichsweise kurzen Herbst, Sommer geht mehr oder weniger direkt in den Winter über. Gefühlt ist der Winter nun nicht mehr weit hin. Wir werden sehen.

Ansonsten habe ich mich letzte Woche mit einer Hamburger Kommilitonin getroffen, die gebürtig aus der Nähe von Shanghai kommt und nun für ein paar Wochen hier bei ihren Eltern zu Besuch ist. Sie hat mich zum Hummer-Essen eingeladen, die werden hier immer mit besonders vielen Kräutern zubereitet und sollen daher besonders lecker sein. Ich habe zwar keinen Vergleich, jedoch schmeckten mir die Hummer wirklich sehr gut - hätte ich nicht gedacht, da ich eigentlich kein Seafood-Fan bin.


Lecker! :-) Der Topf, den ich in der Hand halte, kostete umgerechnet etwa 4,50€

Gestern haben wir uns erneut getroffen. Sie wollte mir vor ihrem Abflug noch gerne zeigen, wo sie als Kind immer mit ihrer Oma hingegangen ist: zu einem kleinen Laden in der East Nanjing Road, der Klebereis-Snacks verkauft. Als wir den kleinen Laden gefunden hatten, hat sie sich sehr gefreut. Die East Nanjing Road ist DIE Shopping-Meile in Shanghai, mit sehr vielen neuen, ausländischen Geschäften, alles verändert sich dort sehr schnell – dass dieser vergleichsweise alte Laden noch immer Bestand hat, scheint daher umso erstaunlicher. Und der Klebereis war auch sehr lecker! :-)


Klebereis-"Küchlein" (条头糕 tiaotougao)


Das sieht zwar aus wie ein Stück Fleisch, ist jedoch auch Klebereis - mit Dattelmarmelade (枣泥糕 zaonigao)

Letzten Dienstag bin ich zudem mit vier weiteren Auslandsstudenten zu einer Art Altersheim gefahren, um einigen chinesischen Rentnern Englisch beizubringen. Wir hatten einige Leitfragen wie: „What is your favorite kind of fruit?“ oder „What is your favorite kind of sport?“, letztendlich waren die Menschen dort jedoch mehr an mir und meinem Leben in Deutschland interessiert. Einige von ihnen waren bereits in Deutschland gewesen, andere fragten mich nach Dingen, die sie über Deutschland gehört haben, wie: „Werden in Deutschland wirklich jeden Tag Kartoffeln gegessen?“, „Haben in Deutschland nicht alle Menschen blonde Haare und blaue Augen?“, „Fahren in Deutschland alle BMW, Mercedes und VW?“, „Kannst du mit Stäbchen essen?“, „In China sagt man, dass Deutsche sehr klug und fleißig sind, ist das richtig?“,… Ich finde es immer sehr interessant, welches Bild Menschen in anderen Ländern von Deutschland haben – und so waren sie glücklich, weil sie einiges über Deutschland erfahren haben und ich war doppelt glücklich, weil sie mir erzählt haben, wie sie über Deutschland denken und weil wir letztendlich doch mehr Chinesisch als Englisch gesprochen haben! Der Nachmittag war definitiv ganz nett, aber gleichzeitig auch sehr anstrengend. Für mich ist Chinesisch zu sprechen sehr viel anstrengender als Englisch zu sprechen, zudem haben mich immer mehrere Leute gleichzeitig angesprochen, was das Ganze für mich erschwerte. Das ging den vier weiteren Auslandsstudenten jedoch nicht anders.

Ich wurde nun bereits öfter gefragt, wie ich mich denn überhaupt hier verständigen würde, nun die Antwort: Während des Unterrichts wird zu 99% Chinesisch gesprochen, nur in Notfällen wird der Englische Begriff benutzt. Unsere Lehrer und meine Mitschüler sind jedoch vergleichsweise leicht zu verstehen, weil alle Hochchinesisch (普通话putonghua) sprechen. Wenn ich mit Menschen in der Metro, im Fahrstuhl oder auf der Straße ins Gespräch komme, gestaltet es sich schon etwas schwieriger, die Menschen zu verstehen. Die meisten sprechen sehr viel schneller, undeutlicher oder haben einen gewissen Dialekt.

Um die Schwierigkeit etwas zu verdeutlichen, hier ein kleines vereinfachtes Beispiel: Die Silbe „shan“ kann alleine im 1. Ton bereits mehrere Bedeutungen wie „Berg“, „Tanne“, „Koralle“, „anstiften“, „löschen“, „tränenreich“, „mähen“, „Samarium“,... haben. Da man das zugehörige Zeichen dazu nicht sieht, muss man die Bedeutung aus dem Kontext erschließen. Wenn man sich zudem nicht mehr ganz sicher ist, welche Wörter, welchen der 4 Töne besitzen, kommen einige weitere Bedeutungen dazu. Aber nun zu der Schwierigkeit: Viele Chinesischen sprechen „shan“ gerne wie „san“ aus, „san“ an sich ist jedoch eine weitere Silbe mit mehreren Bedeutungen, wie im 1. Ton beispielsweise die Zahl „Drei“.

Wenn ich in einem Geschäft bin und die Verkäufer mich auf Englisch ansprechen, antworte ich zudem immer auf Chinesisch. Das Problem ist nur: Auf Englisch reden die Verkäufer immer sehr langsam mit mir, sobald sie jedoch bemerken, dass ich etwas Chinesisch sprechen kann, sprechen sie mit mir auf Chinesisch in gefühlter 20-facher Geschwindigkeit weiter. Sobald jemand darüber hinaus versucht mit mir auf Shanghainesisch zu sprechen, verstehe ich kaum etwas. Das ist im Deutschen jedoch wahrscheinlich nicht großartig anders: Wenn ich als Ausländer drei Jahre in der Schule Hochdeutsch gelernt hätte, hätte ich bestimmt auch meine Probleme mit Plattdeutsch, Bayrisch oder auch gesprochener Sprache.

Mit meinen Mitbewohnerinnen spreche ich jedoch hauptsächlich Englisch, da sie kaum Chinesisch-Kenntnisse haben und mit vielen Kommilitonen spreche ich auch meistens Englisch, da es meistens schneller geht.

Mit der einen Language Partnerin teile ich die Zeit immer so ein, dass wir die eine Hälfte Chinesisch sprechen und die andere Hälfte Deutsch. Da sie jedoch keine Vorkenntnisse in Deutsch hat, erkläre ich ihr alles auf „Chinenglisch“. Mit der anderen Language Partnerin spreche ich hauptsächlich Chinesisch, gelegentlich auch Englisch, da sie ihr Englisch verbessern möchte.

Apropos Language Partnerin: Die beiden geben sich immer noch große Mühe mit mir und wollen mir möglichst viel zeigen. Letzte Woche habe ich mit der einen eine Töpferei besucht, das war super! Ich habe das erste Mal eine Töpferscheibe benutzt und meine erste Müsli-Schale getöpfert! Jippii! Nächste Woche können wir die Schalen abholen, ich bin sehr gespannt!


Meine Müsli-Schale! :-)

Gestern waren wir wieder Essen, ich werde das chinesische Essen definitiv sehr vermissen:


Reisbrei (美龄粥 meilingzhou)


Lotuswurzel gefüllt mit Klebereis (糯米藕 nuomiou)


Hühnchenfelisch, eingelegt in süßer, schafer Soße (泡椒鸡 paojiaoji)


Bauzi gefüllt mit Entenfleisch (烤鸭包 kaoyabao)

Außerdem habe ich letzte Woche noch ein paar Baozi gegessen, mit welcher Fleischsorte mögen die wohl gefüllt gewesen sein? :-D

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