Montag, 16. März 2015
22_Hongkong 16.02.-22.02.2015
Und pünktlich zu den Neujahrsferien lief dann mein Visum ab und ich war gezwungen nach Hongkong zu fahren, um ein neues zu beantragen! Ich bin definitiv schon zu Schlimmerem gezwungen worden!

Hongkong (xianggang 香港, bzw kantonesisch ausgesprochen: heunggong), oder offiziell: Hongkong Special Administrative Region of the People’s Republic of China 中国人民共和国香港特别行政区 ist eine ehemalige britische Kolonie, die 1997 an China zurückgegeben wurde. Bedingung hierfür war die Beibehaltung der freien Marktwirtschaft sowie des Gesellschafts- und Rechtssystem für die folgenden 50 Jahre. So ist Hongkong nun, wie der Name schon sagt, eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Flächenmäßig ist die Metropole mit rund 1100km² nur etwas größer als Berlin, wobei nur rund 25% dieser auch bebaut sind. In Verbindung mit den knapp 7 Millionen Einwohnern hat Hongkong so nach Monaco die zweithöchste Bevölkerungsdichte.

Dieses machte sich für mich vor allem durch die Zimmergröße der Hostel bemerkbar! Bei jedem der vier Hostel, die ich während meiner Zeit hier bewohnte, waren die Zimmer so klein, dass ich Glück hatte, wenn mein Koffer noch neben das Bett passte. Vom Bad ganz zu schweigen: Das Waschbecken war so groß, dass ich froh war, meine Zahnbürste noch unter den Wasserhahn halten zu können, unter dem Waschbecken befand sich dann im Prinzip schon die Toilette und über der Toilette direkt auch gleich der Duschkopf. Zu normalen Preisen wäre das auch alles kein Problem gewesen, da aber in der Woche Chinese New Year und damit Hauptreisezeit in China war, explodierten die Preise natürlich und über 50€ pro Nacht für solch ein Zimmer, war wirklich etwas zu viel des Guten. Naja, aber was blieb mir anderes übrig als das Beste aus der Situation zu machen!?

Nach Ankunft am Sonntagabend, erkundete ich zunächst die nähere Umgebung meines Hostels in Causeway Bay. Ich ging durch Einkaufsstraßen, zum Victoria Park und dem New Year’s Market dort. Der Markt war unglaublich voll, es war jedoch lustig zu sehen, wie alle ihre Produkte für das Neujahrsfest anpriesen. Sei es durch großes Geschrei, Gesang oder sonstige Methoden: meine Augen wanderten von einem Stand zum nächsten.


Victora Park


Volle Straßen auf dem New Year's Market



Für den nächsten Tag nahm ich mir den Norden Hongkong Islands vor: Von meinen Hostel in Causeway Bay aus folgte ich zunächst ein wenig dem Weg der berühmten Hongkonger Tram in Richtung meines ersten Stops, dem Wan-Chai-Markt und der Tai Yuen Street. Hier findet man Hunderte von Verkäufern, die von Gemüse über Goldfischen bis hinzu Kleidung im Prinzip alles verkaufen. Danach schaute ich mir kurz das Old Wan Chai Post Office, das älteste Postamt Hongkongs, an und ging den ersten kleineren Hügel hinauf zum Tempel Pak Tai. Dieser daoistische Tempel wurde 1863 zu Ehren des Meeresgootts Pak Tai gebaut und ist der größte auf der Insel Hongkong. Mir gefiel es dort sehr, vor allem, weil der Tempel eine erstaunliche Ruhe-Oase in Mitten des so beschäftigten Hongkongs ist. Der Geruch der Räucherstäbchen, die beleuchteten Blumen an der Decke, die Opfertische vor den Statuen und all die Dekorationen machen den Tempel zu einem netten Örtchen.


Unterwegs in Hongkong


Einer der vielem Närkte


New Year's Deko


Tempel Pak Tai


Tempel von Innen


Decken-Dekoration

Von dort aus ging es dann den Queensway mit seinen vielen kleinen Geschäftchen und großen Luxuskaufhäusern herunter bis zum Hong Kong Park. Ich liebe die Parks in großen Städten, die von riesigen Hochhäusern umgeben sind und ich könnte mich hier stundenlang aufhalten. Im Hong Kong Park habe ich zuerst das Museum of Tea Ware besucht. Hier wird hauptsächlich gezeigt, welche Arten von Teeservice es gibt, wie sie sich unterscheiden, wie sie hergestellt werden und wie man sie benutzt. Das war doch interessanter als gedacht, vor allem durch die vielen kleinen Videos, die alles sehr anschaulich und detalliert darstellten. Doch auch der Park war noch schöner als erwartet: kleine Seen, Wasserfälle, viele bunte Blumen, Plätze, um Taiqi zu praktizieren, ein kleiner Aussichtsturm auf einem Hügel und sogar eine große Vogel-Voliere sind dort zu sehen. Am anderen Ende des Parks befindet sich das Hong Kong Visual Arts Center. Für Kunstliebhaber sicherlich ganz nett, mein Besuch dort war jedoch eher von kurzer Dauer, ich hatte nämlich ein weiteres Ziel vor Augen: Das Dr. Sun Yatsen Museum.


Hongkong Park

Das Dr. Sun Yatsen Museum ist in drei Bereiche geteilt: der erste Teil erzählt von der Geschichte der Kom Tong Hall, dem Gebäude, in dem sich das Museum befindet. Es wurde 1914 als Haus der Familie Ho erstellt, 1960 von der Kirche gekauft und 2002 an die Hongkonger Regierung verkauft, renoviert und in das heutige Museum umgewandelt. Der zweite Teil stellt „Dr. Sun Yatsen und das Moderne China“ und damit sein Leben von einem zielstrebigen Medizinstudenten bis hin zum berühmten revolutionären Führer dar. Der dritte Teil zeigt Hong Kong zu Sun Yatsens Zeit.

Das Museum ist durchaus empfehlenswert, vor allem der zweite Teil über Sun Yatsens Leben hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt seine Fluchtwege in die verschiedenen Länder, wann er sich wo mit wem getroffen hat und wie er sich zu dem Revolutionär entwickelte, der er am Ende war. Schade ist nur, dass seine doch sehr spannende Lebensgeschichte eher langweilig dargestellt wird.




Das Sun Yatsen Museum

Nach dem Museumsbesuch ging ich die steilen Straßen herunter und spazierte Richtung Man Mo Tempel, welcher 1847 zu Ehren des Zivil- und des Kriegsgottes errichtet wurde. Für mich war er im Prinzip ein Tempel wie jeder andere auch, seine Lage inmitten der ganzen Hochhäuser ergibt jedoch ein interessantes Bild.


Hongkong war doch hügeliger als gedacht ;-)


Tempel Man Mo

Nach einigen Stunden Lauferei bei doch höheren Temperaturen als gedacht, habe ich mich dann wieder auf den Rückweg gemacht. Ich lief an einigen weiteren Tempeln vorbei, bekam einen kleinen Eindruck von der berühmten Bar Street Lan Kwai Fung, schaute mir noch kurz den Statue Square und den Cenotaph (ein Denkmal für die Einwohner Hongkongs, die in den beiden Weltkriegen umkamen) an, um am Abend fix und fertig zurück am Hotel anzukommen.


Unterwegs in Hongkong

Am nächsten Morgen nahm ich eine Fähre von Wan Chai ans andere Ufer nach Kowloon. Hier am Victoria Harbour hat man eine wunderbare Sicht auf die Skyline in Central. Ich ging die Promenade entlang und verfolgte zunächst den Plan ins Museum zu gehen, da das Wetter sich jedoch von der besten Seite zeigte, schmiss ich meine Pläne um und fuhr ins Nonnenkloster Chi Lin. Die Anlage ist das Replikat eines Klosters aus der Tang-Zeit und befindet sich etwas außerhalb der Innenstadt. Direkt nebenan befindet sich der Nam Lian Garten, der ebenfalls im Stil der Tang-Dynastie gehalten ist.


Die Fähre


Hongkong Clock Tower




Chi Lin Nonnery







Von dort aus ging es mit der MTR zurück in die Innenstadt. Ich schaute mir verschiedene Märkte an, wie beispielsweise den berühmten Temple Street Nachtmarkt und ging zurück zur Promenade am Victoria Harbour, um mir am Abend die Lasershow anzuschauen.


Unterwegs in Hongkong


Temple Street Eingang


Temple Street




Skyline by Night


Lasershow

Am Mittwoch ging es auf den Dragon’s Back und damit zu dem Wanderweg, der 2004 zum besten innerstädtischen Wanderweg in Asien gewählt wurde: Eine wirklich schöne Route über verschiedene Berge, durch idyllische Wälder bis hin zu den Surfern am Big Wave Beach. Es war für mich kaum zu glauben, dass nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt eine so schöne Wanderroute besteht. Während man in der Stadt unter so vielen Menschen war, war man hier auf weiten Teilen komplett alleine unterwegs. Definitiv empfehlenswert.




Auf dem Dragon's Back




Wanderwege


Dörfchen am Big Wave Beach


Blick auf den Big Wave Beach

Einen Tag später war dann auch schon das Frühlingsfest (chunjie 春节) bzw. Chinese New Year, das größte und wichtigste Fest in China, in etwa vergleichbar mit unserem Weihnachten. Dieses Jahr endete mit dem Neujahrsfest das Jahr des Pferdes und es begann das Jahr des Schafes.

Ich traf mich an diesem Tag mit einer Arbeitskollegin aus Hongkong. Sie aß natürlich wie üblich die erste Mahlzeit zusammen mit ihrer Familie, aber bereits am frühen Nachmittag nahm sie sich Zeit für mich. Zunächst gingen wir Dim Sum (dianxin 点心) essen. Dim Sum sind kleine Gerichte, die ihren Ursprung in der kantonesischen Küche haben. Meistens werden sie gedämpft oder frittiert und in kleinen Holzkörbchen serviert. Das Dim Sum, das sie ausgesucht hatte war so unglaublich lecker, ich konnte gar nicht aufhören zu essen.










Dim Sum

Anschließend fuhren wir zu einem New Year’s Market etwas außerhalb der Innenstadt. Dort schauten wir uns die Statuten der einzelnen Tiere im Tierkreiszeichen an, kauften ein paar Neujahrsartikel und praktizierten ein paar Bräuche, die im nächsten Jahr Glück bringen sollen. So kauften wir beispielsweise eine Wunschkarte in Schafform, die an einer Plastik Orange hing. Auf der Wunschkarte trugen wir ein, was wir uns für das nächste Jahr wünschten und warfen sie daraufhin zusammen mit der Orange auf einen Baum, der bereits voll von Orangen war. Wichtig war es, dass die Wunschkarte auch am Baum hängen blieb, da nur so auch der Wunsch in Erfüllung geht!


Wünsch dir 'was!


Ady und ich vor dem "Wunsch-Baum"


Orange und Wunschkarte in Schafform


Und noch mehr Wünsche..

Im Anschluss an den New Year’s Market fuhren wir mit der berühmten Hongkonger Peak Tram hoch zum Peak: einer super Aussichtsplattform auf einem der Berge Hongkongs, von der man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hat - wenn das Wetter denn mitspielt. Leider war dieses nicht der Fall. Wir kamen oben an und der Nebel war so stark, dass wir gefühlt kaum 3 Meter weit schauen konnten. Leider wurde das Wetter auch die nächsten Tage nicht besser, so dass ich kein einziges Mal den so tollen Ausblick genießen durfte. Sehr, sehr schade, aber so habe ich einen weiteren Grund wieder zurück zu kommen. Zum Glück gab es dort oben immerhin ein nettes Restaurant, in dem wir noch ein zweites Mal Dim Sum genießen konnten. Es ist immer schön, wenn Einheimische eine Führung durch ihre Stadt geben. Sie wissen, wo man am besten hingehen kann und was man am besten essen kann. Perfekt. Ich bin wirklich froh darüber, dass Ady mir ein wenig Hongkong und die kantonesische Küche gezeigt hat. Das war ein schöner Tag. :-)




Die Peak Tram













Am nächsten Morgen wechselte ich dann zu Hostel Nummer 3, denn…. Ich bekam Besuch aus Shanghai von meiner chilenischen Mitbewohnerin dort! Sie wollte die freien Tage nutzen, um mich in Hongkong zu besuchen und ich habe mich natürlich super darüber gefreut.


Jippiii, Fabi zu Besuch bei mir in Hongkong!

Wir spazierten gemeinsam durch die Stadt, shoppten ein wenig dabei und hatten uns natürlich einiges zu erzählen. Am Abend fand dann unser Highlight statt: das große Neujahrsfeuerwerk in der Victoria Harbour. 23 Minuten Feuerwerk zu verschiedenen chinesischen, kantonesischen und englischen Liedern. Solch ein schönes und großes Feuerwerk hatte ich noch nie zuvor live gesehen.




Feuerwerk


Fabi und ich beim Feuerwerk

Obwohl Fabi nun bereits das dritte Mal in Hongkong war, hatte sie es zuvor nie zu dem größten sitzenden Buddha der Welt geschafft. Der Tian-Tan-Buddha ist 26m hoch und thront zusammen mit dem Kloster Po Lin in 500m Höhe auf dem Ngong-Ping-Plateau. Wir nahmen uns an diesem Tag ursprünglich vor, mit der berühmten Seilbahn dort hochzufahren. Als wir jedoch an der Talstation ankamen, die unglaublich langen Schlange sahen und uns gesagt wurde, dass mit Wartezeiten von bis zu 3 Stunden gerechnet werden könnte, entschieden wir uns für den Bus. Schade um die Aussicht, aber die Zeit war uns dann doch etwas wichtiger und die schöne Tempelanlage auf dem Gipfel der Berges machte die kleine Enttäuschung schnell wett.


Beim großen Buddha


Der große Budda


Ich vor dem Kloster Po Lin




Sonnenuntergang beim großen Buddha

Unseren letzten Tag in Hongkong verbrachten Fabi und ich, indem wir erneut mit der Fähre den Victoria Harbour überquerten, die Straßen Hongkongs auf und ab gingen, Souvenirs shoppten und uns am Ende des Tages wieder trennten: Für sie ging es in den Norden nach Harbin und für mich zurück nach Zhuhai! Mein Visum-Antrag wurde angenommen und ich bekam eine neue Erlaubnis, das Land zu besuchen! Perfekt, meine letzten Wochen Praktikum waren gerettet 8-)


In den Straßen von Hongkong

Fazit Hongkong:

Und wieder eine Stadt, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe. Hongkong ist einfach super. Es gibt schöne Wanderwege, Bootstouren, eine tolle Skyline, schöne Tempelanlagen, Disneyland, viele Inseln, kleine Fischerdörfer, ein großes Shoppingangebot, Strände zum Relaxen, Baden und Surfen,….. Das Angebot ist riesig und langweilig wird es bestimmt nicht! Ich wünschte nur, das Wetter hätte etwas besser mitgespielt. Es war zwar weitestgehend trocken und die Temperaturen waren angenehm, die Luftfeuchtigkeit und vor allem der Nebel waren jedoch etwas zu stark für schöne Fotos und tolle Aussichten. Außerdem hätte ich gerne noch das Hongkong Museum of History besucht, was jedoch in der Woche von Chinese New Year leider größtenteils geschlossen war. Naja, wie gesagt: Gründe, um noch einmal wieder nach Hongkong zu fahren gibt es definitiv genug!

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