Dienstag, 24. Februar 2015
20_Shanghai und Hangzhou: Meine letzten Tage und der große Abschied
Ja.. und dann? – Dann brachen die letzten Tage in Shanghai an. Und als würde mir das nicht bereits schwer genug fallen, machten die besten Freunde dieser Welt diese Woche noch einmal super schön! „Marike, heute ist dein letzter Sonntag in Shanghai, was machen wir?“ „Marike, bevor du wegfliegst müssen wir unbedingt noch einmal Hot Pot essen!“ „Marike, du kannst aber Shanghai nicht verlassen ohne bei Mr. X gewesen zu sein!“

Direkt nach meinen Klausuren gingen wir zusammen in die Yongkang Road 永康路, eine Straße in Shanghai mit vielen kleinen, gemütlichen Bars und Kneipen – meine Klausuren und das Ende meiner Lernerei sollten schließlich gebührend gefeiert werden.


In der Yongkang Road

Am nächsten Morgen folgte dann ein Brunch bei uns in der Wohnung, ein Mittagessen in meiner Lieblings-Essenstraße, eine Shopping-Tour in der Nanjing Road und ein Abendessen in einem super netten spanischen Restaurant. Ein Promotor des Restaurants ließ kurz zuvor anfragen, ob wir Zeit und Lust auf ein Angebot zum halben Preis hätten. Da die meisten von uns Spanier bzw. Spanisch-Muttersprachler seien, würde es das Restaurant authentischer wirken lassen. Auf das Angebot ließen wir uns natürlich gerne ein und hatten einen super lustigen Abend mit sehr gutem spanischen Essen!


Spaß mit Faby und Kiki im Fake Market

Am Montagmorgen sind meine mexikanische Freundin Faby und ich ins Museum für Nationale Sicherheit gegangen. Dort gibt es unter anderem die alten Polizeiwagen und Ausrüstungen der VR China, aber auch Geschenke von Polizeieinheiten aus aller Welt zu sehen (auch ein Polizeihut aus Hamburg und das Wappen der Polizei in Bremen) und es wird beispielsweise dargestellt, wie das Verkehrssystem geregelt wird. Am meisten bleiben jedoch wohl die Mordfälle in Shanghai und Umgebung aus den letzten 30 Jahren in Erinnerung. Es wurde beschrieben, wie die jeweiligen Menschen ermordet worden sind, wie die Polizei die Fälle lösen konnte und dazu gab es freundlicherweise Fotos der Mordopfer. Ja.


Polizeiwagen der vergangenen Jahre


Polizeihut aus Hamburg


Ehemalige Ampel in Shanghai

Das Museum war ganz nett, aber nicht wirklich empfehlenswert, vor allem nicht für Menschen, die kein Chinesisch lesen können. Außer der Einleitung, die auf Englisch übersetzt ist, sind alle Informationen und Geschichten lediglich in chinesischer Sprache vorhanden.

Wir beiden schnappten uns nach dem Museumsbesuch schnell einen Frozen Joghurt und machten uns zusammen mit einer Kommilitonin von mir auf zu Museum Nummer 2: Das Shanghai-Museum für Stadtgeschichte (shanghai chengshi lishi fazhan chenlieguan 上海城市历史发展陈列馆). Das Museum befindet sich im Oriental Pearl Tower in Pudong und stellt die Geschichte der Stadt bis hauptsächlich Mitte des 20. Jahrhunderts dar. Mit beispielsweise lebensgroßen Wachsfiguren, traditionellen Werkstätten und Shops, Miniaturdarstellungen der Stadt Shanghai und mit mehreren Filmen, wird die Geschichte Shanghais hier mit vielen Details dargestellt. Alle Informationen sind dabei sowohl in chinesischer als auch in englischer Sprache angegeben. Das Museum kostet zwar 35 CNY, ist aber dennoch sehr empfehlenswert und definitiv einen Besuch wert.


Elitsa, Faby und ich auf dem Weg in Museum Nummer 2


Die Gebäude am Bund in Miniatur


Die East Nanjing Road von damals in Miniatur

Für den Dienstag nahmen Faby und ich uns vor, Hangzhou 杭州, die Hauptstadt der Provinz Zhejiang 浙江, zu besuchen. Hangzhou ist nur eine kurze Bahnfahrt vom Shanghai entfernt und seine unangefochtene Hauptattraktion ist der Westsee (Xihu 西湖). Umgeben von einer hügeligen Umgebung und vielen Pagoden ist er Inhalt vieler chinesischer Gedichte und Malereien und bereits seit längerer Zeit ein Ort, den ich gerne besuchen wollte. Und nun war es endlich so weit. Wir fuhren von Shanghai aus in etwa 1,5h nach Hangzhou und genossen einen Spaziergang entlang des so berühmten Sees.


Am Westsee: Blick auf die Leifeng-Pagode

Am Westsee
Pagode am Westsee


Kleines Pagödchen auf dem Westsee..


..und noch ein Pagödchen am See :)

Den ersten längeren Halt machten wir bei der Lei-Feng-Pagode (leifengta 雷峰塔). Ursprünglich wurde sie 977 erbaut, stürzte jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts ein und wurde neu aufgebaut. Das wohl lustigste an der Pagode: Der Weg nach oben ist über Rolltreppen und Fahrstühle zu erreichen. Das war für Faby und mich das erste Mal, dass wir eine Pagode derart bestiegen sind. :D Die Aussicht war herrlich, ein schöner Blick auf den Westsee und seine hügelige Umgebung.


Mit Rolltreppe zur Pagode


Pagode mit Fahrstühlen


Aussicht von der Leifeng-Pagode

Von der Pagode aus mieteten wir uns Fahrräder, um den Su-Damm (sudi 苏堤) Richtung Gushan (gushandao 孤山岛) zu überqueren. Gushan ist die größte Insel des Westsees, auf ihr besuchten wir das Zhejiang-Provinzmuseum (zhejiangsheng bowuguan 浙江省博物馆) sowie den Zhongshan-Park (zhongshangongyuan 中山公园).


Unsere Fahrräder


Zhongshan Park


Zhongshan Park


Von Gushan ging es Richtung Innenstadt, wir aßen gemütlich und machten uns dann auf den Weg zurück nach Shanghai, denn…

… ein Freund hatte einen Raum bei Mr. X gemietet. Mr. X ist eine Art Spiel: Man wird ohne Smartphone und sonstigen Hilfsmitteln mit mehreren Personen in einen Raum eingesperrt und hat eine Stunde Zeit herauszukommen. Das war super lustig. Unsere Gruppe wurde beispielsweise in 2 Gefängniszellen eingesperrt. In unserem Teil gab es lediglich eine Bank, ein Bild und ein Waschbecken. Nach und nach und in Zusammenarbeit mit der anderen Gruppen fanden wir aber Wege zu neuen Räumen, Hinweise für die andere Gruppe und zum Ausgang. Ich hatte selten so viel Spaß!


Die Mr. X - Crew

Nachdem ich am Mittwochmorgen mein Zeugnis entgegengenommen hatte und letzte Besorgungen in Fudan-Nähe erledigte, entschieden wir uns für einen Mädels-Abend im Park Hyatt. Die Bar des Park Hyatt in Shanghai befindet sich im 92. Stock des Shanghai World Financial Centers und lädt jeden Mittwochabend alle Mädels bei freiem Eintritt zu kostenlosem Sekt ein. Bei einem Sektchen und einem unglaublichen Ausblick auf die Stadt lässt es sich wunderbar leben! :D


Meine chilenische Mitbewohnerin Fabi, ich und meine mexikanische Freundin Faby im Park Hyatt


Mädels Abend :)

Am Donnerstag machten meine mexikanische Freundin Faby, meine bulgarische Kommilitonin Elitsa und ich uns auf in das vorerst letzte Museum in Shanghai: Das China Art Museum bzw. China Art Palace (zhonghua yishu gong 中华艺术宫). Dieses befindet sich im Stadtteil Pudong auf dem Gelände der Expo 2010 und ist der ehemalige China-Pavillon. Im Museum selber gibt es moderne chinesische Kunst zu sehen. Besonders interessant fand ich den Teil, wie westliche Kunst Einfluss in die chinesische Kunst fand. Ich bin zwar kein Kunstkenner, fand die Werke im China Art Museum dennoch beeindruckend und interessant. Auch das Gebäude des Museums an sich ist einen kurzen Besuch wert.


China Art Museum


China Art Museum


Faby, ich und Elitsa vor dem China Art Museum

Am Freitag hieß es dann also bei einer großen Farewall-Party Abschied zu nehmen. Wir hatten alle eine super schöne letzte Nacht zusammen und meine Freunde hatten sogar ein kleines Abschiedsgeschenk für mich vorbereitet - ein Glas, in dem mir alle auf einem Zettelchen eine kleine Botschaft hinterlassen haben. Ich war unglaublich gerührt und das Packen und die letzten Besorgungen am nächsten Tag fielen mir dadurch noch so viel schwieriger.

Samstagabend aßen meine engsten Freunde und ich dann ein letztes Mal Hot Pot zusammen und alle kamen noch einmal mit in meine Wohnung. Obwohl alle super erledigt von der Nacht zuvor waren, wollten sie dennoch nicht so schnell gehen. So schliefen wir auf unserem Sofa ein, bis sie um 3 Uhr dann verschwanden und ich endlich Zeit zum finalen Packen fand. Es blieb sogar noch ein Stündchen Zeit für ein wenig Schlaf.


Ein letztes Mal Hot Pod

Und dann war es Sonntag, der 25.01.2015. Der Tag meiner Abreise. Ich nahm Abschied von meinem Zimmer, der besten Wohnung, die ich hätte finden können, Abschied von meiner Mitbewohnerin, die für mich zum Abschied sogar noch ein Buch über meine Erlebnisse hier gebastelt hatte, Abschied vom Combound und den Sicherheitsleuten, die mir noch ein letztes Mal winkend „Auf Wiedersehen“ sagten, Abschied von einer meiner absoluten Lieblingsstädte: Shanghai und Abschied von einer verdammt geilen Zeit hier.


Goodbye Wohnung, goodbye Shanghai


Goodbye mein geliebtes Zuhause für die letzten 6 Monate

Ich glaube, mir ist selten ein Abschied so schwer gefallen: Die Leute, die ich hier kennenlernen durfte, waren alle so unglaublich nett und ich hatte super viel Spaß mit ihnen, die Stadt Shanghai hat dabei so unglaublich viel zu bieten und ist auch für einen Studenten erschwinglich! Es wurde einfach nicht langweilig hier & ich werde meine Zeit hier definitiv vermissen...


...aber nun hieß es Goodbye Shanghai, Hello Zhuhai!

... comment