Montag, 2. März 2015
21_Zhuhai 25.01.-15.02.2015
Ihr hättet mich mit meinem Dackelblick am Flughafen sehen sollen. Auf dem Flug von Shanghai nach Zhuhai war mein Gepäck auf 20 Kilo + 1 Handgepäckstück beschränkt, die Waage am Check-in zeigte jedoch 24,5 Kilo an. Schwitzend, mit 4 Jacken am Leib, versuchte ich meine restlichen 3 Handgepäcksstücke möglichst nicht ganz so auffällig zu zeigen, doch die hatte der gute Herr am Check-in-Schalter bereits längst bemerkt. Lächelnd fragte er, ob ich noch ein Gepäckstück aufgeben wolle. Mehr fragend als antwortend entgegnete ich „Nein?“ – „Okay, dann ist dies Ihr Ticket, gehen Sie bitte zu Gate Nr. ……“

Besser hätte die nächste Etappe meiner Reise nicht beginnen können! Es ging also mit einem etwa 2,5 stündigen Flug in den Süden Chinas, genauer gesagt in die Provinz Guangdong 广东nach Zhuhai 珠海. Guangdong, auch Weiter Osten genannt, ist die bevölkerungsreichste sowie wirtschaftlich produktivste Provinz Chinas. Als 1980 vier Sonderwirtschaftszonen in der Volksrepublik eingeführt wurden, befanden sich drei davon in Guangdong, eine von ihnen war und ist Zhuhai. Zhuhai selbst befindet sich am Perlflussdelta nahe der Sonderverwaltungszone Macau und ist mit 1,5 Millionen Einwohnern eine vergleichsweise kleine Stadt in China.

Das erste was mir mit meinen 4 Jacken am Flughafen in Zhuhai auffiel: Es war warm, sehr warm! Aber mit 3 Jacken weniger perfekt für die nächsten 6 Wochen Praktikum hier:

Im Rahmen unseres Studiums in Hamburg, benötigen wir ein sechswöchiges Praktikum und mir erschien es sinnvoll, dieses direkt im Anschluss ans Auslandssemester in China zu absolvieren. So bewarb ich mich bereits vor meiner Reise nach Asien auf diesen Praktikumsplatz in einer deutschen Firma und freute mich sehr, als ich die Zusage dafür kurz vor meiner Abreise bekam.

In Zhuhai vor Ort war bereits alles für mich organisiert: Ein Fahrer erwartete mich am Flughafen und brachte mich zu meinem Apartment. Hier wartete bereits der erste Arbeitskollege auf mich und zeigte mir meine Unterkunft für die nächsten 6 Wochen, was alles wie funktioniert und wo sich was in der näheren Umgebung befindet. Nachdem ich doch noch etwas traurig von meinem Abschied aus Shanghai angekommen war, war es doppelt schön hier mit so viel Freundlichkeit aufgenommen zu werden.


Mein Combound in Zhuhai


Mein Combound in Zhuhai


Sonnenuntergang in Zhuhai - Blick von meinem Balkon :)

Am nächsten Morgen startete dann auch schon mein Praktikum: Ich bekam meinen Arbeitsplan für die nächsten Wochen, meinen eigenen Arbeitsplatz in einem Büro mit zwei sehr netten Arbeitskolleginnen, wurde jeder einzelnen Person der Firma vorgestellt, bekam eine Einführung in die Produktionsstätte sowie jedes einzelne Department an sich, durfte Workshops begleiten und bekam meine erste Aufgaben.

Dabei spreche ich mit meinen Arbeitskollegen hauptsächlich Chinesisch. Das ist natürlich einerseits optimal für mich, andererseits aber auch total anstrengend und ich stoße doch in einigen Dingen an meine Grenzen – vor allem, wenn es um technische Begriffe geht. Die ersten Tage hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass die Menschen hier eine komplett andere Sprache sprechen. Als ich dann jedoch herausfand, was die Wörter auf Englisch oder Deutsch hießen, verstand ich auch wieso: Viele der Begriffe aus der Produktion beispielsweise, hatte ich selbst auf diesen beiden Sprachen noch nie gehört. Naja, aber nach einer Weile gewöhnt man sich auch an diese Hürden! Meine Kollegen sind sehr geduldig mit mir und meinem Chinesisch und scheuen es auch nicht, gewisse Sachen noch einmal zu wiederholen oder zu erklären.

In China ging es derweil mit großen Schritten auf das Chinesische Neujahrsfest bzw. Frühlingsfest (chunjie 春节 ) zu. Dieses ist in etwa mit unserem Weihnachten vergleichbar. Die Straßen werden geschmückt, die Häuser dekoriert, alle sind für die Tage mit ihren Familien zusammen, es werden Geschenke bzw. sogenannte Hongbao (hongbao红包) – rote kleine Briefumschläge, die Geld enthalten – ausgetauscht, es gibt leckeres Essen und in den Wochen zuvor kleine und große Neujahrsfeiern. Ich hatte das große Glück, an all diesen Feierlichkeiten teilnehmen zu dürfen.

Am Ende der ersten Woche fand direkt die erste und größte Feier an: das jährliche Neujahrs-Dinner. Mit allen Kollegen aus Zhuhai sowie einigen Vertretern aus weiteren Standorten in China, Hongkong und Deutschland wurde zusammen in einem großen Saal gefeiert. Dazu gab es eine riesige Show: 2 Moderatoren, die durch den Abend führten, mehrere Reden, Ehrungen der Mitarbeiter des Jahres, unglaubliche Performances der einzelnen Departments, eine große Verlosung und natürlich richtig leckeres Essen. Ein super Abend!


Kurz vor der großen Neujahrsfeier


Lara und ich


Auch ich habe etwas gewonnen! Jippiiii!


Christina und ich

Eine Woche später lud das HR Department daraufhin zum Essen ein. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich auch dazu eingeladen wurde. Es ging zunächst in ein kleines, nettes Restaurant direkt am Meer und anschließend typischerweise in eine Karaoke-Bar. In China ist Karaoke sehr beliebt und alle – sowohl Frauen als auch Männer - lieben es, eine der zahlreichen Bars aufzusuchen und dort zu singen. Neben vielen Chinesischen Songs, gibt es dort auch einige internationale Songs zu finden. Als kleines Highlight für die Kollegen habe ich aber natürlich auch gerne das ein oder andere chinesische Liedchen mit ihnen gesungen und so einen weiteren schönen Abend mit ihnen verbracht.


Dinner mit dem HR Department

Doch auch abseits der Feierlichkeiten, habe ich mich öfter mit Kollegen zum Essen oder in der Stadt getroffen. So traf ich mich einen Tag mit Zheng. Sie ist Chinesin, hat aber 10 Jahre lang in Deutschland gelebt und ist nun seit Anfang Januar zurück. Auch wir haben uns – welch ein Wunder – zum Essen getroffen und auch dieses war – wie immer – super lecker! :D









Anschließend sind wir in die Stadt gefahren, waren ein bisschen Shoppen, sind zum Strand gegangen und haben am Abend das Wahrzeichen Zhuhais, die Yunü 渔女 besucht.


Am Strand


Am Strand




Mit Zheng bei der Yunü

Am Abend haben wir dann noch meine neueste kulinarische Entdeckung gegessen: Sesamsuppe! Das erste Mal, als ich sie gesehen habe, dachte ich: „Die ist ja.. SCHWARZ!!! Und das soll man essen können? Und das schmeckt?“ Doch bereits nach dem ersten Löffel merkte ich: Eine weitere Leckerei, die ich vermissen werde! :D


Sesamsuppe

Außerdem fuhr ich einen Abend mit den zwei Kolleginnen, mit denen ich das Büro teile, in eine große moderne Shopping Mall ans andere Ende Zhuhais, um dort eine Wassershow anzuschauen. Natürlich wurde ich dabei wieder zum Essen eingeladen. :D


In der Mall


Wassershow



Aber auch alleine war ich schon in Zhuhai unterwegs: Habe mir die Yunü angeschaut, bin am Wasser entlanggegangen, habe mir den Fischereihafen angeschaut und war ein kleines bisschen Shoppen.


Weg am Meer entlang


Zhuhai Yunü


Ich bei der Yunü


Jackfruit am Meer


Am Hafen

Streetfood


Streetfood


Streetfood

Mein persönliches Highlight der ersten Wochen hier, war jedoch mein Geburtstag. Einen Tag zuvor bin ich in den Supermarkt gegangen, um ein paar Kekse und Süßigkeiten zu kaufen, damit mir am nächsten Tag hoffentlich überhaupt jemand zum Geburtstag gratulieren würde. Wie sich jedoch herausstellte, wäre das gar nicht nötig gewesen: Als meine Kollegen und ich uns, wie jeden Mittag, auf den Weg zur Kantine begaben, gingen alle die Treppe herunter statt herauf. Verwirrt fragte ich: „Gehen wir nicht essen!?“ – „Doch, doch, komm nur mit!“ Und dann betraten wir die kleine Küche der Firma, in der bereits einige Personen mit Pizza, Geburtstagskuchen und kleinem Geschenk warteten: „Überraschuuuuuuung!!!!!!“ – die Überraschung war wirklich gelungen! Da war ich gerade einmal 2 Wochen in der Firma und schon wurde an eine Überraschungs-Geburtstagsparty gedacht! Ich war sprachlos!


Geburtstagsbild mit meinen Arbeitskollegen!


Geburtstagskarte und Geburtstagskuchen! :)))

Auf diesem Wege auch ein herzliches Dankeschön an alle, die ein paar Tausend Kilometer von mir entfernt an mich gedacht haben! Danke für alle Nachrichten, Videobotschaften, Fotos und Glückwünsche! Ich habe mich unglaublich darüber gefreut!

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