Montag, 16. März 2015
22_Hongkong 16.02.-22.02.2015
Und pünktlich zu den Neujahrsferien lief dann mein Visum ab und ich war gezwungen nach Hongkong zu fahren, um ein neues zu beantragen! Ich bin definitiv schon zu Schlimmerem gezwungen worden!

Hongkong (xianggang 香港, bzw kantonesisch ausgesprochen: heunggong), oder offiziell: Hongkong Special Administrative Region of the People’s Republic of China 中国人民共和国香港特别行政区 ist eine ehemalige britische Kolonie, die 1997 an China zurückgegeben wurde. Bedingung hierfür war die Beibehaltung der freien Marktwirtschaft sowie des Gesellschafts- und Rechtssystem für die folgenden 50 Jahre. So ist Hongkong nun, wie der Name schon sagt, eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Flächenmäßig ist die Metropole mit rund 1100km² nur etwas größer als Berlin, wobei nur rund 25% dieser auch bebaut sind. In Verbindung mit den knapp 7 Millionen Einwohnern hat Hongkong so nach Monaco die zweithöchste Bevölkerungsdichte.

Dieses machte sich für mich vor allem durch die Zimmergröße der Hostel bemerkbar! Bei jedem der vier Hostel, die ich während meiner Zeit hier bewohnte, waren die Zimmer so klein, dass ich Glück hatte, wenn mein Koffer noch neben das Bett passte. Vom Bad ganz zu schweigen: Das Waschbecken war so groß, dass ich froh war, meine Zahnbürste noch unter den Wasserhahn halten zu können, unter dem Waschbecken befand sich dann im Prinzip schon die Toilette und über der Toilette direkt auch gleich der Duschkopf. Zu normalen Preisen wäre das auch alles kein Problem gewesen, da aber in der Woche Chinese New Year und damit Hauptreisezeit in China war, explodierten die Preise natürlich und über 50€ pro Nacht für solch ein Zimmer, war wirklich etwas zu viel des Guten. Naja, aber was blieb mir anderes übrig als das Beste aus der Situation zu machen!?

Nach Ankunft am Sonntagabend, erkundete ich zunächst die nähere Umgebung meines Hostels in Causeway Bay. Ich ging durch Einkaufsstraßen, zum Victoria Park und dem New Year’s Market dort. Der Markt war unglaublich voll, es war jedoch lustig zu sehen, wie alle ihre Produkte für das Neujahrsfest anpriesen. Sei es durch großes Geschrei, Gesang oder sonstige Methoden: meine Augen wanderten von einem Stand zum nächsten.


Victora Park


Volle Straßen auf dem New Year's Market



Für den nächsten Tag nahm ich mir den Norden Hongkong Islands vor: Von meinen Hostel in Causeway Bay aus folgte ich zunächst ein wenig dem Weg der berühmten Hongkonger Tram in Richtung meines ersten Stops, dem Wan-Chai-Markt und der Tai Yuen Street. Hier findet man Hunderte von Verkäufern, die von Gemüse über Goldfischen bis hinzu Kleidung im Prinzip alles verkaufen. Danach schaute ich mir kurz das Old Wan Chai Post Office, das älteste Postamt Hongkongs, an und ging den ersten kleineren Hügel hinauf zum Tempel Pak Tai. Dieser daoistische Tempel wurde 1863 zu Ehren des Meeresgootts Pak Tai gebaut und ist der größte auf der Insel Hongkong. Mir gefiel es dort sehr, vor allem, weil der Tempel eine erstaunliche Ruhe-Oase in Mitten des so beschäftigten Hongkongs ist. Der Geruch der Räucherstäbchen, die beleuchteten Blumen an der Decke, die Opfertische vor den Statuen und all die Dekorationen machen den Tempel zu einem netten Örtchen.


Unterwegs in Hongkong


Einer der vielem Närkte


New Year's Deko


Tempel Pak Tai


Tempel von Innen


Decken-Dekoration

Von dort aus ging es dann den Queensway mit seinen vielen kleinen Geschäftchen und großen Luxuskaufhäusern herunter bis zum Hong Kong Park. Ich liebe die Parks in großen Städten, die von riesigen Hochhäusern umgeben sind und ich könnte mich hier stundenlang aufhalten. Im Hong Kong Park habe ich zuerst das Museum of Tea Ware besucht. Hier wird hauptsächlich gezeigt, welche Arten von Teeservice es gibt, wie sie sich unterscheiden, wie sie hergestellt werden und wie man sie benutzt. Das war doch interessanter als gedacht, vor allem durch die vielen kleinen Videos, die alles sehr anschaulich und detalliert darstellten. Doch auch der Park war noch schöner als erwartet: kleine Seen, Wasserfälle, viele bunte Blumen, Plätze, um Taiqi zu praktizieren, ein kleiner Aussichtsturm auf einem Hügel und sogar eine große Vogel-Voliere sind dort zu sehen. Am anderen Ende des Parks befindet sich das Hong Kong Visual Arts Center. Für Kunstliebhaber sicherlich ganz nett, mein Besuch dort war jedoch eher von kurzer Dauer, ich hatte nämlich ein weiteres Ziel vor Augen: Das Dr. Sun Yatsen Museum.


Hongkong Park

Das Dr. Sun Yatsen Museum ist in drei Bereiche geteilt: der erste Teil erzählt von der Geschichte der Kom Tong Hall, dem Gebäude, in dem sich das Museum befindet. Es wurde 1914 als Haus der Familie Ho erstellt, 1960 von der Kirche gekauft und 2002 an die Hongkonger Regierung verkauft, renoviert und in das heutige Museum umgewandelt. Der zweite Teil stellt „Dr. Sun Yatsen und das Moderne China“ und damit sein Leben von einem zielstrebigen Medizinstudenten bis hin zum berühmten revolutionären Führer dar. Der dritte Teil zeigt Hong Kong zu Sun Yatsens Zeit.

Das Museum ist durchaus empfehlenswert, vor allem der zweite Teil über Sun Yatsens Leben hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt seine Fluchtwege in die verschiedenen Länder, wann er sich wo mit wem getroffen hat und wie er sich zu dem Revolutionär entwickelte, der er am Ende war. Schade ist nur, dass seine doch sehr spannende Lebensgeschichte eher langweilig dargestellt wird.




Das Sun Yatsen Museum

Nach dem Museumsbesuch ging ich die steilen Straßen herunter und spazierte Richtung Man Mo Tempel, welcher 1847 zu Ehren des Zivil- und des Kriegsgottes errichtet wurde. Für mich war er im Prinzip ein Tempel wie jeder andere auch, seine Lage inmitten der ganzen Hochhäuser ergibt jedoch ein interessantes Bild.


Hongkong war doch hügeliger als gedacht ;-)


Tempel Man Mo

Nach einigen Stunden Lauferei bei doch höheren Temperaturen als gedacht, habe ich mich dann wieder auf den Rückweg gemacht. Ich lief an einigen weiteren Tempeln vorbei, bekam einen kleinen Eindruck von der berühmten Bar Street Lan Kwai Fung, schaute mir noch kurz den Statue Square und den Cenotaph (ein Denkmal für die Einwohner Hongkongs, die in den beiden Weltkriegen umkamen) an, um am Abend fix und fertig zurück am Hotel anzukommen.


Unterwegs in Hongkong

Am nächsten Morgen nahm ich eine Fähre von Wan Chai ans andere Ufer nach Kowloon. Hier am Victoria Harbour hat man eine wunderbare Sicht auf die Skyline in Central. Ich ging die Promenade entlang und verfolgte zunächst den Plan ins Museum zu gehen, da das Wetter sich jedoch von der besten Seite zeigte, schmiss ich meine Pläne um und fuhr ins Nonnenkloster Chi Lin. Die Anlage ist das Replikat eines Klosters aus der Tang-Zeit und befindet sich etwas außerhalb der Innenstadt. Direkt nebenan befindet sich der Nam Lian Garten, der ebenfalls im Stil der Tang-Dynastie gehalten ist.


Die Fähre


Hongkong Clock Tower




Chi Lin Nonnery







Von dort aus ging es mit der MTR zurück in die Innenstadt. Ich schaute mir verschiedene Märkte an, wie beispielsweise den berühmten Temple Street Nachtmarkt und ging zurück zur Promenade am Victoria Harbour, um mir am Abend die Lasershow anzuschauen.


Unterwegs in Hongkong


Temple Street Eingang


Temple Street




Skyline by Night


Lasershow

Am Mittwoch ging es auf den Dragon’s Back und damit zu dem Wanderweg, der 2004 zum besten innerstädtischen Wanderweg in Asien gewählt wurde: Eine wirklich schöne Route über verschiedene Berge, durch idyllische Wälder bis hin zu den Surfern am Big Wave Beach. Es war für mich kaum zu glauben, dass nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt eine so schöne Wanderroute besteht. Während man in der Stadt unter so vielen Menschen war, war man hier auf weiten Teilen komplett alleine unterwegs. Definitiv empfehlenswert.




Auf dem Dragon's Back




Wanderwege


Dörfchen am Big Wave Beach


Blick auf den Big Wave Beach

Einen Tag später war dann auch schon das Frühlingsfest (chunjie 春节) bzw. Chinese New Year, das größte und wichtigste Fest in China, in etwa vergleichbar mit unserem Weihnachten. Dieses Jahr endete mit dem Neujahrsfest das Jahr des Pferdes und es begann das Jahr des Schafes.

Ich traf mich an diesem Tag mit einer Arbeitskollegin aus Hongkong. Sie aß natürlich wie üblich die erste Mahlzeit zusammen mit ihrer Familie, aber bereits am frühen Nachmittag nahm sie sich Zeit für mich. Zunächst gingen wir Dim Sum (dianxin 点心) essen. Dim Sum sind kleine Gerichte, die ihren Ursprung in der kantonesischen Küche haben. Meistens werden sie gedämpft oder frittiert und in kleinen Holzkörbchen serviert. Das Dim Sum, das sie ausgesucht hatte war so unglaublich lecker, ich konnte gar nicht aufhören zu essen.










Dim Sum

Anschließend fuhren wir zu einem New Year’s Market etwas außerhalb der Innenstadt. Dort schauten wir uns die Statuten der einzelnen Tiere im Tierkreiszeichen an, kauften ein paar Neujahrsartikel und praktizierten ein paar Bräuche, die im nächsten Jahr Glück bringen sollen. So kauften wir beispielsweise eine Wunschkarte in Schafform, die an einer Plastik Orange hing. Auf der Wunschkarte trugen wir ein, was wir uns für das nächste Jahr wünschten und warfen sie daraufhin zusammen mit der Orange auf einen Baum, der bereits voll von Orangen war. Wichtig war es, dass die Wunschkarte auch am Baum hängen blieb, da nur so auch der Wunsch in Erfüllung geht!


Wünsch dir 'was!


Ady und ich vor dem "Wunsch-Baum"


Orange und Wunschkarte in Schafform


Und noch mehr Wünsche..

Im Anschluss an den New Year’s Market fuhren wir mit der berühmten Hongkonger Peak Tram hoch zum Peak: einer super Aussichtsplattform auf einem der Berge Hongkongs, von der man einen atemberaubenden Blick über die Stadt hat - wenn das Wetter denn mitspielt. Leider war dieses nicht der Fall. Wir kamen oben an und der Nebel war so stark, dass wir gefühlt kaum 3 Meter weit schauen konnten. Leider wurde das Wetter auch die nächsten Tage nicht besser, so dass ich kein einziges Mal den so tollen Ausblick genießen durfte. Sehr, sehr schade, aber so habe ich einen weiteren Grund wieder zurück zu kommen. Zum Glück gab es dort oben immerhin ein nettes Restaurant, in dem wir noch ein zweites Mal Dim Sum genießen konnten. Es ist immer schön, wenn Einheimische eine Führung durch ihre Stadt geben. Sie wissen, wo man am besten hingehen kann und was man am besten essen kann. Perfekt. Ich bin wirklich froh darüber, dass Ady mir ein wenig Hongkong und die kantonesische Küche gezeigt hat. Das war ein schöner Tag. :-)




Die Peak Tram













Am nächsten Morgen wechselte ich dann zu Hostel Nummer 3, denn…. Ich bekam Besuch aus Shanghai von meiner chilenischen Mitbewohnerin dort! Sie wollte die freien Tage nutzen, um mich in Hongkong zu besuchen und ich habe mich natürlich super darüber gefreut.


Jippiii, Fabi zu Besuch bei mir in Hongkong!

Wir spazierten gemeinsam durch die Stadt, shoppten ein wenig dabei und hatten uns natürlich einiges zu erzählen. Am Abend fand dann unser Highlight statt: das große Neujahrsfeuerwerk in der Victoria Harbour. 23 Minuten Feuerwerk zu verschiedenen chinesischen, kantonesischen und englischen Liedern. Solch ein schönes und großes Feuerwerk hatte ich noch nie zuvor live gesehen.




Feuerwerk


Fabi und ich beim Feuerwerk

Obwohl Fabi nun bereits das dritte Mal in Hongkong war, hatte sie es zuvor nie zu dem größten sitzenden Buddha der Welt geschafft. Der Tian-Tan-Buddha ist 26m hoch und thront zusammen mit dem Kloster Po Lin in 500m Höhe auf dem Ngong-Ping-Plateau. Wir nahmen uns an diesem Tag ursprünglich vor, mit der berühmten Seilbahn dort hochzufahren. Als wir jedoch an der Talstation ankamen, die unglaublich langen Schlange sahen und uns gesagt wurde, dass mit Wartezeiten von bis zu 3 Stunden gerechnet werden könnte, entschieden wir uns für den Bus. Schade um die Aussicht, aber die Zeit war uns dann doch etwas wichtiger und die schöne Tempelanlage auf dem Gipfel der Berges machte die kleine Enttäuschung schnell wett.


Beim großen Buddha


Der große Budda


Ich vor dem Kloster Po Lin




Sonnenuntergang beim großen Buddha

Unseren letzten Tag in Hongkong verbrachten Fabi und ich, indem wir erneut mit der Fähre den Victoria Harbour überquerten, die Straßen Hongkongs auf und ab gingen, Souvenirs shoppten und uns am Ende des Tages wieder trennten: Für sie ging es in den Norden nach Harbin und für mich zurück nach Zhuhai! Mein Visum-Antrag wurde angenommen und ich bekam eine neue Erlaubnis, das Land zu besuchen! Perfekt, meine letzten Wochen Praktikum waren gerettet 8-)


In den Straßen von Hongkong

Fazit Hongkong:

Und wieder eine Stadt, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe. Hongkong ist einfach super. Es gibt schöne Wanderwege, Bootstouren, eine tolle Skyline, schöne Tempelanlagen, Disneyland, viele Inseln, kleine Fischerdörfer, ein großes Shoppingangebot, Strände zum Relaxen, Baden und Surfen,….. Das Angebot ist riesig und langweilig wird es bestimmt nicht! Ich wünschte nur, das Wetter hätte etwas besser mitgespielt. Es war zwar weitestgehend trocken und die Temperaturen waren angenehm, die Luftfeuchtigkeit und vor allem der Nebel waren jedoch etwas zu stark für schöne Fotos und tolle Aussichten. Außerdem hätte ich gerne noch das Hongkong Museum of History besucht, was jedoch in der Woche von Chinese New Year leider größtenteils geschlossen war. Naja, wie gesagt: Gründe, um noch einmal wieder nach Hongkong zu fahren gibt es definitiv genug!

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Montag, 2. März 2015
21_Zhuhai 25.01.-15.02.2015
Ihr hättet mich mit meinem Dackelblick am Flughafen sehen sollen. Auf dem Flug von Shanghai nach Zhuhai war mein Gepäck auf 20 Kilo + 1 Handgepäckstück beschränkt, die Waage am Check-in zeigte jedoch 24,5 Kilo an. Schwitzend, mit 4 Jacken am Leib, versuchte ich meine restlichen 3 Handgepäcksstücke möglichst nicht ganz so auffällig zu zeigen, doch die hatte der gute Herr am Check-in-Schalter bereits längst bemerkt. Lächelnd fragte er, ob ich noch ein Gepäckstück aufgeben wolle. Mehr fragend als antwortend entgegnete ich „Nein?“ – „Okay, dann ist dies Ihr Ticket, gehen Sie bitte zu Gate Nr. ……“

Besser hätte die nächste Etappe meiner Reise nicht beginnen können! Es ging also mit einem etwa 2,5 stündigen Flug in den Süden Chinas, genauer gesagt in die Provinz Guangdong 广东nach Zhuhai 珠海. Guangdong, auch Weiter Osten genannt, ist die bevölkerungsreichste sowie wirtschaftlich produktivste Provinz Chinas. Als 1980 vier Sonderwirtschaftszonen in der Volksrepublik eingeführt wurden, befanden sich drei davon in Guangdong, eine von ihnen war und ist Zhuhai. Zhuhai selbst befindet sich am Perlflussdelta nahe der Sonderverwaltungszone Macau und ist mit 1,5 Millionen Einwohnern eine vergleichsweise kleine Stadt in China.

Das erste was mir mit meinen 4 Jacken am Flughafen in Zhuhai auffiel: Es war warm, sehr warm! Aber mit 3 Jacken weniger perfekt für die nächsten 6 Wochen Praktikum hier:

Im Rahmen unseres Studiums in Hamburg, benötigen wir ein sechswöchiges Praktikum und mir erschien es sinnvoll, dieses direkt im Anschluss ans Auslandssemester in China zu absolvieren. So bewarb ich mich bereits vor meiner Reise nach Asien auf diesen Praktikumsplatz in einer deutschen Firma und freute mich sehr, als ich die Zusage dafür kurz vor meiner Abreise bekam.

In Zhuhai vor Ort war bereits alles für mich organisiert: Ein Fahrer erwartete mich am Flughafen und brachte mich zu meinem Apartment. Hier wartete bereits der erste Arbeitskollege auf mich und zeigte mir meine Unterkunft für die nächsten 6 Wochen, was alles wie funktioniert und wo sich was in der näheren Umgebung befindet. Nachdem ich doch noch etwas traurig von meinem Abschied aus Shanghai angekommen war, war es doppelt schön hier mit so viel Freundlichkeit aufgenommen zu werden.


Mein Combound in Zhuhai


Mein Combound in Zhuhai


Sonnenuntergang in Zhuhai - Blick von meinem Balkon :)

Am nächsten Morgen startete dann auch schon mein Praktikum: Ich bekam meinen Arbeitsplan für die nächsten Wochen, meinen eigenen Arbeitsplatz in einem Büro mit zwei sehr netten Arbeitskolleginnen, wurde jeder einzelnen Person der Firma vorgestellt, bekam eine Einführung in die Produktionsstätte sowie jedes einzelne Department an sich, durfte Workshops begleiten und bekam meine erste Aufgaben.

Dabei spreche ich mit meinen Arbeitskollegen hauptsächlich Chinesisch. Das ist natürlich einerseits optimal für mich, andererseits aber auch total anstrengend und ich stoße doch in einigen Dingen an meine Grenzen – vor allem, wenn es um technische Begriffe geht. Die ersten Tage hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass die Menschen hier eine komplett andere Sprache sprechen. Als ich dann jedoch herausfand, was die Wörter auf Englisch oder Deutsch hießen, verstand ich auch wieso: Viele der Begriffe aus der Produktion beispielsweise, hatte ich selbst auf diesen beiden Sprachen noch nie gehört. Naja, aber nach einer Weile gewöhnt man sich auch an diese Hürden! Meine Kollegen sind sehr geduldig mit mir und meinem Chinesisch und scheuen es auch nicht, gewisse Sachen noch einmal zu wiederholen oder zu erklären.

In China ging es derweil mit großen Schritten auf das Chinesische Neujahrsfest bzw. Frühlingsfest (chunjie 春节 ) zu. Dieses ist in etwa mit unserem Weihnachten vergleichbar. Die Straßen werden geschmückt, die Häuser dekoriert, alle sind für die Tage mit ihren Familien zusammen, es werden Geschenke bzw. sogenannte Hongbao (hongbao红包) – rote kleine Briefumschläge, die Geld enthalten – ausgetauscht, es gibt leckeres Essen und in den Wochen zuvor kleine und große Neujahrsfeiern. Ich hatte das große Glück, an all diesen Feierlichkeiten teilnehmen zu dürfen.

Am Ende der ersten Woche fand direkt die erste und größte Feier an: das jährliche Neujahrs-Dinner. Mit allen Kollegen aus Zhuhai sowie einigen Vertretern aus weiteren Standorten in China, Hongkong und Deutschland wurde zusammen in einem großen Saal gefeiert. Dazu gab es eine riesige Show: 2 Moderatoren, die durch den Abend führten, mehrere Reden, Ehrungen der Mitarbeiter des Jahres, unglaubliche Performances der einzelnen Departments, eine große Verlosung und natürlich richtig leckeres Essen. Ein super Abend!


Kurz vor der großen Neujahrsfeier


Lara und ich


Auch ich habe etwas gewonnen! Jippiiii!


Christina und ich

Eine Woche später lud das HR Department daraufhin zum Essen ein. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich auch dazu eingeladen wurde. Es ging zunächst in ein kleines, nettes Restaurant direkt am Meer und anschließend typischerweise in eine Karaoke-Bar. In China ist Karaoke sehr beliebt und alle – sowohl Frauen als auch Männer - lieben es, eine der zahlreichen Bars aufzusuchen und dort zu singen. Neben vielen Chinesischen Songs, gibt es dort auch einige internationale Songs zu finden. Als kleines Highlight für die Kollegen habe ich aber natürlich auch gerne das ein oder andere chinesische Liedchen mit ihnen gesungen und so einen weiteren schönen Abend mit ihnen verbracht.


Dinner mit dem HR Department

Doch auch abseits der Feierlichkeiten, habe ich mich öfter mit Kollegen zum Essen oder in der Stadt getroffen. So traf ich mich einen Tag mit Zheng. Sie ist Chinesin, hat aber 10 Jahre lang in Deutschland gelebt und ist nun seit Anfang Januar zurück. Auch wir haben uns – welch ein Wunder – zum Essen getroffen und auch dieses war – wie immer – super lecker! :D









Anschließend sind wir in die Stadt gefahren, waren ein bisschen Shoppen, sind zum Strand gegangen und haben am Abend das Wahrzeichen Zhuhais, die Yunü 渔女 besucht.


Am Strand


Am Strand




Mit Zheng bei der Yunü

Am Abend haben wir dann noch meine neueste kulinarische Entdeckung gegessen: Sesamsuppe! Das erste Mal, als ich sie gesehen habe, dachte ich: „Die ist ja.. SCHWARZ!!! Und das soll man essen können? Und das schmeckt?“ Doch bereits nach dem ersten Löffel merkte ich: Eine weitere Leckerei, die ich vermissen werde! :D


Sesamsuppe

Außerdem fuhr ich einen Abend mit den zwei Kolleginnen, mit denen ich das Büro teile, in eine große moderne Shopping Mall ans andere Ende Zhuhais, um dort eine Wassershow anzuschauen. Natürlich wurde ich dabei wieder zum Essen eingeladen. :D


In der Mall


Wassershow



Aber auch alleine war ich schon in Zhuhai unterwegs: Habe mir die Yunü angeschaut, bin am Wasser entlanggegangen, habe mir den Fischereihafen angeschaut und war ein kleines bisschen Shoppen.


Weg am Meer entlang


Zhuhai Yunü


Ich bei der Yunü


Jackfruit am Meer


Am Hafen

Streetfood


Streetfood


Streetfood

Mein persönliches Highlight der ersten Wochen hier, war jedoch mein Geburtstag. Einen Tag zuvor bin ich in den Supermarkt gegangen, um ein paar Kekse und Süßigkeiten zu kaufen, damit mir am nächsten Tag hoffentlich überhaupt jemand zum Geburtstag gratulieren würde. Wie sich jedoch herausstellte, wäre das gar nicht nötig gewesen: Als meine Kollegen und ich uns, wie jeden Mittag, auf den Weg zur Kantine begaben, gingen alle die Treppe herunter statt herauf. Verwirrt fragte ich: „Gehen wir nicht essen!?“ – „Doch, doch, komm nur mit!“ Und dann betraten wir die kleine Küche der Firma, in der bereits einige Personen mit Pizza, Geburtstagskuchen und kleinem Geschenk warteten: „Überraschuuuuuuung!!!!!!“ – die Überraschung war wirklich gelungen! Da war ich gerade einmal 2 Wochen in der Firma und schon wurde an eine Überraschungs-Geburtstagsparty gedacht! Ich war sprachlos!


Geburtstagsbild mit meinen Arbeitskollegen!


Geburtstagskarte und Geburtstagskuchen! :)))

Auf diesem Wege auch ein herzliches Dankeschön an alle, die ein paar Tausend Kilometer von mir entfernt an mich gedacht haben! Danke für alle Nachrichten, Videobotschaften, Fotos und Glückwünsche! Ich habe mich unglaublich darüber gefreut!

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Dienstag, 24. Februar 2015
20_Shanghai und Hangzhou: Meine letzten Tage und der große Abschied
Ja.. und dann? – Dann brachen die letzten Tage in Shanghai an. Und als würde mir das nicht bereits schwer genug fallen, machten die besten Freunde dieser Welt diese Woche noch einmal super schön! „Marike, heute ist dein letzter Sonntag in Shanghai, was machen wir?“ „Marike, bevor du wegfliegst müssen wir unbedingt noch einmal Hot Pot essen!“ „Marike, du kannst aber Shanghai nicht verlassen ohne bei Mr. X gewesen zu sein!“

Direkt nach meinen Klausuren gingen wir zusammen in die Yongkang Road 永康路, eine Straße in Shanghai mit vielen kleinen, gemütlichen Bars und Kneipen – meine Klausuren und das Ende meiner Lernerei sollten schließlich gebührend gefeiert werden.


In der Yongkang Road

Am nächsten Morgen folgte dann ein Brunch bei uns in der Wohnung, ein Mittagessen in meiner Lieblings-Essenstraße, eine Shopping-Tour in der Nanjing Road und ein Abendessen in einem super netten spanischen Restaurant. Ein Promotor des Restaurants ließ kurz zuvor anfragen, ob wir Zeit und Lust auf ein Angebot zum halben Preis hätten. Da die meisten von uns Spanier bzw. Spanisch-Muttersprachler seien, würde es das Restaurant authentischer wirken lassen. Auf das Angebot ließen wir uns natürlich gerne ein und hatten einen super lustigen Abend mit sehr gutem spanischen Essen!


Spaß mit Faby und Kiki im Fake Market

Am Montagmorgen sind meine mexikanische Freundin Faby und ich ins Museum für Nationale Sicherheit gegangen. Dort gibt es unter anderem die alten Polizeiwagen und Ausrüstungen der VR China, aber auch Geschenke von Polizeieinheiten aus aller Welt zu sehen (auch ein Polizeihut aus Hamburg und das Wappen der Polizei in Bremen) und es wird beispielsweise dargestellt, wie das Verkehrssystem geregelt wird. Am meisten bleiben jedoch wohl die Mordfälle in Shanghai und Umgebung aus den letzten 30 Jahren in Erinnerung. Es wurde beschrieben, wie die jeweiligen Menschen ermordet worden sind, wie die Polizei die Fälle lösen konnte und dazu gab es freundlicherweise Fotos der Mordopfer. Ja.


Polizeiwagen der vergangenen Jahre


Polizeihut aus Hamburg


Ehemalige Ampel in Shanghai

Das Museum war ganz nett, aber nicht wirklich empfehlenswert, vor allem nicht für Menschen, die kein Chinesisch lesen können. Außer der Einleitung, die auf Englisch übersetzt ist, sind alle Informationen und Geschichten lediglich in chinesischer Sprache vorhanden.

Wir beiden schnappten uns nach dem Museumsbesuch schnell einen Frozen Joghurt und machten uns zusammen mit einer Kommilitonin von mir auf zu Museum Nummer 2: Das Shanghai-Museum für Stadtgeschichte (shanghai chengshi lishi fazhan chenlieguan 上海城市历史发展陈列馆). Das Museum befindet sich im Oriental Pearl Tower in Pudong und stellt die Geschichte der Stadt bis hauptsächlich Mitte des 20. Jahrhunderts dar. Mit beispielsweise lebensgroßen Wachsfiguren, traditionellen Werkstätten und Shops, Miniaturdarstellungen der Stadt Shanghai und mit mehreren Filmen, wird die Geschichte Shanghais hier mit vielen Details dargestellt. Alle Informationen sind dabei sowohl in chinesischer als auch in englischer Sprache angegeben. Das Museum kostet zwar 35 CNY, ist aber dennoch sehr empfehlenswert und definitiv einen Besuch wert.


Elitsa, Faby und ich auf dem Weg in Museum Nummer 2


Die Gebäude am Bund in Miniatur


Die East Nanjing Road von damals in Miniatur

Für den Dienstag nahmen Faby und ich uns vor, Hangzhou 杭州, die Hauptstadt der Provinz Zhejiang 浙江, zu besuchen. Hangzhou ist nur eine kurze Bahnfahrt vom Shanghai entfernt und seine unangefochtene Hauptattraktion ist der Westsee (Xihu 西湖). Umgeben von einer hügeligen Umgebung und vielen Pagoden ist er Inhalt vieler chinesischer Gedichte und Malereien und bereits seit längerer Zeit ein Ort, den ich gerne besuchen wollte. Und nun war es endlich so weit. Wir fuhren von Shanghai aus in etwa 1,5h nach Hangzhou und genossen einen Spaziergang entlang des so berühmten Sees.


Am Westsee: Blick auf die Leifeng-Pagode

Am Westsee
Pagode am Westsee


Kleines Pagödchen auf dem Westsee..


..und noch ein Pagödchen am See :)

Den ersten längeren Halt machten wir bei der Lei-Feng-Pagode (leifengta 雷峰塔). Ursprünglich wurde sie 977 erbaut, stürzte jedoch Anfang des 20. Jahrhunderts ein und wurde neu aufgebaut. Das wohl lustigste an der Pagode: Der Weg nach oben ist über Rolltreppen und Fahrstühle zu erreichen. Das war für Faby und mich das erste Mal, dass wir eine Pagode derart bestiegen sind. :D Die Aussicht war herrlich, ein schöner Blick auf den Westsee und seine hügelige Umgebung.


Mit Rolltreppe zur Pagode


Pagode mit Fahrstühlen


Aussicht von der Leifeng-Pagode

Von der Pagode aus mieteten wir uns Fahrräder, um den Su-Damm (sudi 苏堤) Richtung Gushan (gushandao 孤山岛) zu überqueren. Gushan ist die größte Insel des Westsees, auf ihr besuchten wir das Zhejiang-Provinzmuseum (zhejiangsheng bowuguan 浙江省博物馆) sowie den Zhongshan-Park (zhongshangongyuan 中山公园).


Unsere Fahrräder


Zhongshan Park


Zhongshan Park


Von Gushan ging es Richtung Innenstadt, wir aßen gemütlich und machten uns dann auf den Weg zurück nach Shanghai, denn…

… ein Freund hatte einen Raum bei Mr. X gemietet. Mr. X ist eine Art Spiel: Man wird ohne Smartphone und sonstigen Hilfsmitteln mit mehreren Personen in einen Raum eingesperrt und hat eine Stunde Zeit herauszukommen. Das war super lustig. Unsere Gruppe wurde beispielsweise in 2 Gefängniszellen eingesperrt. In unserem Teil gab es lediglich eine Bank, ein Bild und ein Waschbecken. Nach und nach und in Zusammenarbeit mit der anderen Gruppen fanden wir aber Wege zu neuen Räumen, Hinweise für die andere Gruppe und zum Ausgang. Ich hatte selten so viel Spaß!


Die Mr. X - Crew

Nachdem ich am Mittwochmorgen mein Zeugnis entgegengenommen hatte und letzte Besorgungen in Fudan-Nähe erledigte, entschieden wir uns für einen Mädels-Abend im Park Hyatt. Die Bar des Park Hyatt in Shanghai befindet sich im 92. Stock des Shanghai World Financial Centers und lädt jeden Mittwochabend alle Mädels bei freiem Eintritt zu kostenlosem Sekt ein. Bei einem Sektchen und einem unglaublichen Ausblick auf die Stadt lässt es sich wunderbar leben! :D


Meine chilenische Mitbewohnerin Fabi, ich und meine mexikanische Freundin Faby im Park Hyatt


Mädels Abend :)

Am Donnerstag machten meine mexikanische Freundin Faby, meine bulgarische Kommilitonin Elitsa und ich uns auf in das vorerst letzte Museum in Shanghai: Das China Art Museum bzw. China Art Palace (zhonghua yishu gong 中华艺术宫). Dieses befindet sich im Stadtteil Pudong auf dem Gelände der Expo 2010 und ist der ehemalige China-Pavillon. Im Museum selber gibt es moderne chinesische Kunst zu sehen. Besonders interessant fand ich den Teil, wie westliche Kunst Einfluss in die chinesische Kunst fand. Ich bin zwar kein Kunstkenner, fand die Werke im China Art Museum dennoch beeindruckend und interessant. Auch das Gebäude des Museums an sich ist einen kurzen Besuch wert.


China Art Museum


China Art Museum


Faby, ich und Elitsa vor dem China Art Museum

Am Freitag hieß es dann also bei einer großen Farewall-Party Abschied zu nehmen. Wir hatten alle eine super schöne letzte Nacht zusammen und meine Freunde hatten sogar ein kleines Abschiedsgeschenk für mich vorbereitet - ein Glas, in dem mir alle auf einem Zettelchen eine kleine Botschaft hinterlassen haben. Ich war unglaublich gerührt und das Packen und die letzten Besorgungen am nächsten Tag fielen mir dadurch noch so viel schwieriger.

Samstagabend aßen meine engsten Freunde und ich dann ein letztes Mal Hot Pot zusammen und alle kamen noch einmal mit in meine Wohnung. Obwohl alle super erledigt von der Nacht zuvor waren, wollten sie dennoch nicht so schnell gehen. So schliefen wir auf unserem Sofa ein, bis sie um 3 Uhr dann verschwanden und ich endlich Zeit zum finalen Packen fand. Es blieb sogar noch ein Stündchen Zeit für ein wenig Schlaf.


Ein letztes Mal Hot Pod

Und dann war es Sonntag, der 25.01.2015. Der Tag meiner Abreise. Ich nahm Abschied von meinem Zimmer, der besten Wohnung, die ich hätte finden können, Abschied von meiner Mitbewohnerin, die für mich zum Abschied sogar noch ein Buch über meine Erlebnisse hier gebastelt hatte, Abschied vom Combound und den Sicherheitsleuten, die mir noch ein letztes Mal winkend „Auf Wiedersehen“ sagten, Abschied von einer meiner absoluten Lieblingsstädte: Shanghai und Abschied von einer verdammt geilen Zeit hier.


Goodbye Wohnung, goodbye Shanghai


Goodbye mein geliebtes Zuhause für die letzten 6 Monate

Ich glaube, mir ist selten ein Abschied so schwer gefallen: Die Leute, die ich hier kennenlernen durfte, waren alle so unglaublich nett und ich hatte super viel Spaß mit ihnen, die Stadt Shanghai hat dabei so unglaublich viel zu bieten und ist auch für einen Studenten erschwinglich! Es wurde einfach nicht langweilig hier & ich werde meine Zeit hier definitiv vermissen...


...aber nun hieß es Goodbye Shanghai, Hello Zhuhai!

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